Über mich

Ich bin Ich. Ein humorvoller,lebenslustiger Mensch,der sich selbst nicht so ernst nimmt. Vielseitig interessiert,immer auf der Jagd nach Neuem. Lebensmotto: Hinfallen,Aufstehen,Krönchen richten,weitergehen.

Sonntag, 17. November 2019

"Steh auf und geh"


 Das ist das Motto des 2020.

Der Ort ist diesmal Simbabwe.





Es liegt im südöstlichen Afrika,zwischen Botswana,Südafrika,Mosambik und Sambia.Simbabwe hat keinen Zugang zum Meer.
Simbabwe ist der afrikanische Name für "Steinhaus".Eigentlich ist Simbabwe ein reiches Land mit einer alten Tradition,doch Kolonisation,Unabhängigkeitkriege und die Wirtschaftskrise lassen es heute sehr schlecht darstehen.
Die Gottesdienstordnung wurde von den simbabwischen Frauen erarbeitet und das Thema ist "Steh auf und geh".Die Bibelstelle findet man im Johannesevangelium Kp. 5,2 - 9a.
Wie jedes Jahr wurde die Gottesdienstordnung in einer Werkstatt vorgestellt und bearbeitet.An dieser Stelle wieder ein herzliches Dankeschön an das hervorragende Team.Auch dieses Jahr war der Austragungsort die evang.Jugendbildungsstätte "Frauenberg" in Bad Hersfeld.
Gemeinsam mit einer Freundin durfte ich dort wieder ein besonderes Wochenende verbringen.
Rund um das zentrale Thema "Steh auf und geh" wurde ein buntes Programm gewebt,mit einer sehr interessanten Länderinfo,geistlichen Impulsen,Andachten,Diskussionen,Arbeitsgruppen,einem tollen Abschlußfest,gutem Essen und als Höhepunkt der Weltgebetstagsgottesdienst am Sonntagmorgen.

Bei der Bibelstelle imJohannisevangelium geht es un einen kranken Mann,der am See Bethesda sitzt und von Jesus geheilt wird.So mal ganz vereinfacht dargestellt.
Nun kann man diese Stelle ganz unterschiedlich lesen,wahrnehmen und interpretieren.Ich möchte nicht zu viel vom Gottesdienst verraten und deswegen greife ich auf eine beliebte Methode aus Simbabwe zurück,dem Storytelling.

Ich erzähle euch mal meine Geschichte rund um dieses Wochenende und den Gottesdienst.
Mich persönlich haben diese 3 Tage sehr berührt und tief emotional bewegt.Wir haben gehört und gesehen wie mit Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen in Simbabwe umgegangen wird.Sie werden nicht akzeptiert,ausgegrenzt und oft als Fluch,der über die Familie gekommen ist;angesehen.Jedoch viele dieser Menschen stehen auf,kämpfen und lassen sich nicht unterkriegen.Ich fand das sehr berührend,besonders wenn man sich die Lebensbedingungen anschaut.
Ein weitere Kernaussage war auch,das man die Menschen nicht auf ihre Behinderung reduziert,sondern auch auf ihre Gaben schaut.Dafür kämpfen sie auch.Jemand kann nicht laufen,aber dafür phantastisch singen,z.Bsp.
Eigentlich sollte so der Idealfall aussehen,das man jeden Menschen,egal welche Hautfarbe,ob mit oder Behinderung,egal welches Geschlecht,Herkunft usw. so akzeptiert,wie er ist.Als ein Kind Gottes,einzigartig und wertvoll.
Doch die Realität ist eine andere überall auf der Welt.In Simbabwe nur weitaus schlimmer.

Nun zu meiner Geschichte:
Ich bin Mutter eines autistischen Sohnes,der dazu letztes Jahr auch noch an Hodenkrebs erkrankt ist und im Moment gegen eine Depression ankämpft.
Seit 27 Jahren durchlaufen wir schon eine wahre Odyssee mit vielen Auf`s und Ab`s.
Ziemlich schnell nach seiner Geburt merkten wir,es stimmt etwas nicht.Die Schwangerschaft und Geburt waren auch nicht ohne.Unzählige Arztbesuche folgten,dazu diverse Therapien und tausende Meinungen,jedoch keine klare Diagnose.Kindergarten,Schule,Berufsausbildung,Arbeit,alles ein ständiger Kampf um Anerkennung,trotz Inklusion und Intrigation.Über allem schwebte immer das Zeichen,so wie er ist,ist er nicht in Ordnung.Und ich als Mutter quälte mich mit Selbstvorwürfen,Schuldgefühlen und Versagensängsten.Tat uns beiden nicht gut und belastete die ganze Familie.Doch im Glauben fand ich Halt und Trost,natürlich klagte ich Gott auch an,wenn mir alles zu viel wurde.
Jetzt ist ein kleiner Hoffnungschimmer am Horizont.An seinem jetzigen Wohnort bekommt er endlich Hilfe,wird so wahr genommen wie er ist,wird gehört und verstanden,auch wurde endlich eine Verdachtsdiagnose gestellt,die nun von Fachleuten bestätigt werden muß.Für ihn und uns eine wahnsinnige Erleichterung.Doch mein Sohn  ist ein Stehaufmännchen,der immer wieder seine Matte nimmt,aufsteht und weitergeht.Im Grunde genommen kann man viel von ihm lernen,er hält uns oft den Spiegel vor.

Mit diesem ganzen Hintergrund bin ich nun in dieses Wochenende hinein.Am Freitag dachte ich:"nein Gott,das kann doch nicht wahr sein,was bürdest du mir nun schon wieder auf."Ich wollte am liebsten weglaufen,jedoch am Sonntagvormittag,während des Gottesdienstes;machte es klick in meinem Kopf.Ein leise Stimme flüsterte:"du bist gemeint,auch du sollst aufstehen,deine Matte nehmen und gehen."Ich erkannte mit einem Mal,Gott hat alles genauso für uns geplant,nur haben wir seine Stimme nicht gehört.Wir waren waren wie der Kranke am See,haben auf unserer Matte gesessen und gewartet,das jemand kommt und uns zum Wasser trägt.Wir müssen aufstehen,beten und handeln.Uns solidarisch zeigen,mit den Frauen in Simbabwe,mit unseren Mitmenschen,mit den kranken,einsamen,mit Behinderungen,mit denen die nicht der "Norm" entsprechen.Wir müssen bei uns anfangen,nicht mit dem Mainstream schwimmen,nicht Menschen scannen,beurteilen  und in Schubladen stecken.Wir kennen nicht ihre Geschichte,wir wissen nichts über ihre Gaben,ihre Einzigartigkeit,die sie ausmacht.
Darum ist auch der Weltgebetstag so wichtig,wir schauen über unseren Tellerrand hinaus und verbinden uns mit den Frauen aus der ganzen Welt.Wir lernen von Ihnen,von ihrer Unterschiedlichkeit und können betend handeln.Kein Mitleid,sondern Solidarität,das wünschen sich auch die Frauen in Simbabwe von uns.
Also versuchen wir immer offen,neugierig und liebevoll auf unsere Mitmenschen zu zu gehen.

"Disability ist not inability! We have rights too." 
                                              "So what"!
Mit diesem Zitat von einem behinderten Menschen in Simbabwe schließe ich für heute.
Wer jetzt neugierig geworden ist,der kann am 06.März 2020 einen von vielen Weltgebetstagsgottesdiensten besuchen.









6 Kommentare:

  1. Liebe Petra,
    ich bin sehr berührt von deiner Geschichte, gerade auch davon, dass du so viel Persönliches in sie hineinlegst.
    Ich wünsche dir so sehr, dass du aufstehst, deine Matte nimmst, sie mit Würde trägst und damit dich und andere ermutigst. Viele liebe Grüße,
    Ute

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    1. Danke liebe Ute, ja das werde ich tun, aufstehen und meine Matte nehmen. Ich möchte gerne eine Mutmacherin für andere sein, ich glaube genau das hat Gott auch für mich vorgesehen.
      Liebe Grüße
      Petra

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  2. ich dachte gerade...keine Kommentare, hat niemand Deinen Text gelesen, der schön und Einblick in Deine Geschichte gibt. Aufstehn , auch wenn man am Boden liegt, den Weg suchen und finden.
    Liebe Grüsse, Klärchen

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    1. Danke für die netten Worte liebes Klärchen. Doch es gibt noch einen Kommentar, mit dir sind es nun 2😘. Mit Kommentaren ist es halt immer so eine Sache, ich rege mich mittlerweile nicht mehr auf, mal hat man welche und mal nicht.
      Liebe Grüße
      Petra

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    2. Das ist wohl wahr, so geht es mir auch mit meinen Texten. Ich denke aber , wer sich so Mühe macht und Gescheites schreibt hat es verdient ein paar Worte darüber zu sagen.
      Du hast es verdient! L.G.

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